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Bluesky vs X/Twitter: Was die Plattformen unterscheidet


Nathalie Roehl

May 15, 2025

Aufgrund der großen medialen Aufmerksamkeit, die Bluesky in letzter Zeit genießt, stellen sich sowohl Nutzer als auch Verantwortliche im Social Media Management die Frage, worin sich die Plattform von Twitter/X unterscheidet. Die beiden Microblogging-Plattformen haben viele Gemeinsamkeiten, unterscheiden sich aber auch in einigen wichtigen Punkten. In diesem Blogbeitrag erläutern wir die kleinen, aber feinen Unterschiede.

Inhalt

Twitter, Bluesky und ihre Vorgeschichte

Bluesky und Twitter/X sind sich in vielem ähnlich – und das hat einen guten Grund: Bluesky wurde 2019 als internes Projekt bei Twitter ins Leben gerufen. Die Idee dahinter war, einen Social Media Dienst wie Twitter/X zu schaffen, der nicht von einem einzigen Unternehmen kontrolliert wird, sondern als interoperable und dezentralisierte Plattform funktioniert.

Das Ergebnis dieses Experiments war das AT-Protokoll, eine Art Standard-Framework, das von jeder beliebigen Person zum Aufbau dezentraler und interoperabler Social Media Plattformen verwendet werden kann. Bluesky wurde von Twitter/X als erster Proof-of-Concept entwickelt, um die Funktionsweise des AT-Protokolls zu demonstrieren, und 2021 als eigenständiges Unternehmen namens Bluesky Social PBC (Public Benefit Company) aus dem Unternehmen ausgegliedert.

Was haben Bluesky und Twitter/X gemeinsam?

Beide Plattformen bieten die gleichen grundlegenden Funktionen. Nutzer können ihre eigenen Inhalte (Text, Bilder, Videos) posten, die in einer Timeline auf ihrer eigenen Profilseite angezeigt werden. Diese Profilseite kann eine Bio, ein Profilbild und ein Header-Bild enthalten.

Posts auf Twitter/X dürfen bis zu 280 Zeichen lang sein, X Premium-Abonnenten haben sogar bis zu 25.000 Zeichen zur Verfügung. Bluesky bietet keinen ähnlichen Premium-Abodienst an und für alle Nutzer gilt dasselbe Limit von 300 Zeichen pro Post. Beiträge können andere Nutzer direkt erwähnen, indem ihrem Benutzernamen ein @ vorangestellt wird – ganz wie man es von anderen sozialen Netzwerken kennt. Darüber hinaus lassen sich Posts kommentieren, wodurch Diskussions-Threads entstehen, oder sie können ganz einfach in der eigenen Timeline geteilt bzw. erneut re-postet werden.

Beide Plattformen bieten außerdem eine Timeline mit Inhalten anderer Nutzer - entweder mit Beiträgen von Nutzern, denen man folgt, oder mit Posts, die der Algorithmus für interessant hält. Weitere Gemeinsamkeiten sind die Verwendung von Hashtags zur Kategorisierung und zum Auffinden von Beiträgen zu verwandten Themen sowie die Möglichkeit, Listen von Nutzern zu erstellen.

Auch bei der Einbindung der Community funktionieren die Plattformen ähnlich. Beide leben vom Engagement: Beiträge lassen sich in Echtzeit liken, kommentieren und teilen. Was gepostet wird, ist öffentlich sichtbar und lädt zum direkten Austausch ein. Die Nutzer spielen also eine zentrale Rolle dabei, wie Inhalte sich verbreiten – ob über Likes, Diskussionen oder das klassische Reposten. Wer mitreden will, kann das sofort tun – ganz im Sinne einer lebendigen, offenen Social Media Dynamik.

In Bezug auf die Grundlagen des Microblogging bieten Bluesky und Twitter/X also ähnliche Funktionen. 

Worin unterscheiden sich Twitter/X und Bluesky?

Wenn man über diese grundlegenden Funktionen hinausschaut, wird deutlich, dass Twitter/X im Vergleich zu Bluesky eine wesentlich ausgereiftere Plattform ist und einen weitaus größeren Funktionsumfang bietet. So verfügt Twitter/X beispielsweise über eine hervorragende Trending-Topics-Funktion, die in Echtzeit anzeigt, was auf der Welt gerade passiert. Damit erfüllt Twitter/X sein Versprechen, so etwas wie der „Dorfplatz“ der Welt zu sein.

Bluesky hat erst kürzlich eine Beta-Version seiner eigenen Trending Topics-Funktion veröffentlicht. Derzeit scheint diese noch sehr rudimentär, mit begrenzten Ergebnissen und ohne die Möglichkeit, den Schwerpunkt auf lokale statt globale Trends zu legen. 

Twitter/X bietet Nutzern zudem eine wesentlich größere Auswahl an Content-Typen. Dazu gehören relativ einfache Funktionen wie die Möglichkeit, Umfragen zu Beiträgen hinzuzufügen, bis hin zu komplexeren Formaten wie Spaces, in denen audiobasierten Diskussionen live an ein breites Publikum gestreamt werden können. Auch das Live-Streaming von Videos über das eigene Profil macht Twitter/X zum Kinderspiel. 

Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Diensten ist die Vorgehensweise bei der Verifizierung. Auf Twitter/X kann jeder Nutzer, der den Premium-Dienst abonniert, ein „blaues Häkchen“ zur Verifizierung erhalten. Bei Bluesky ist die Verifizierung nur für Nutzer mit einer eigenen Website oder URL verfügbar. Dazu muss der Bluesky-Nutzername in die URL der eigenen Website geändert werden. 

Der Hauptunterschied zwischen den beiden sozialen Netzwerken liegt jedoch in ihrer Nutzerbasis. Twitter/X existiert bereits seit 2006 und hatte somit ausreichend Zeit, eine beachtliche Nutzerschaft aufzubauen. Derzeit wird die Anzahl der monatlich aktiven Twitter/X Nutzer auf rund 388 Millionen geschätzt, während Bluesky mit aktuell 35 Millionen registrierten Usern deutlich zurückliegt.

Durch den Netzwerkeffekt ist es einfacher, auf Twitter/X eine Fangemeinde aufzubauen – schlichtweg weil die Plattform von deutlich mehr Menschen genutzt wird. Neue Bluesky Nutzer werden feststellen, dass es in der Regel länger dauert, ein Publikum aufzubauen und das Engagement folglich geringer ist als auf anderen Social Media Kanälen.

Tipp: Mithilfe von Social Media Analyse Tools lassen sich diese Daten mühelos finden und auswerten.

Ein entscheidender Unterschied liegt, wie bereits erwähnt, auch im technischen Fundament: Während X als zentral gesteuerte Plattform betrieben wird, setzt Bluesky auf ein dezentrales Netzwerkmodell. Nutzer haben hier theoretisch die Möglichkeit, ihren eigenen Server zu betreiben – was ihnen deutlich mehr Kontrolle über ihre digitale Umgebung verschafft und alternative Regeln sowie Moderationsformen zulässt.

Auch beim Thema Datenschutz gehen die Konzepte auseinander. Bei Bluesky behalten die User mehr Kontrolle über ihre Daten und können selbst entscheiden, wie diese verwendet werden. Im Gegensatz dazu speichert X die Daten zentral und nutzt sie unter anderem für personalisierte Werbung und algorithmisches Targeting – ein Modell, das vor allem den Interessen des Unternehmens dient.

Die Art und Weise, wie Inhalte angezeigt werden, unterscheidet sich ebenfalls deutlich. X präsentiert Posts algorithmisch kuratiert – beeinflusst von Nutzerverhalten, Interaktionen und Plattformlogik. Bluesky hingegen setzt auf eine klassische chronologische Timeline, bei der das Neueste zuoberst platziert wird. Das sorgt für mehr Transparenz und Kontrolle darüber, was man tatsächlich sieht – unabhängig davon, wie „relevant“ ein Algorithmus Inhalte einstuft.

Bluesky betont außerdem, dass die Weiterentwicklung der Plattform gemeinsam mit der Community erfolgt. Vorschläge und Feedback der Nutzer sollen aktiv in Entscheidungen einfließen. Bei X hingegen wird die Plattform zentral verwaltet, und viele Änderungen – gerade unter der neuen Führung – werden eher „top-down” eingeführt, ohne Einbeziehung der Community.

Ein letzter, aber nicht unwichtiger Punkt: Während X stark auf Werbeeinnahmen angewiesen ist und sich zunehmend an Unternehmen und Influencer richtet, möchte Bluesky werbefrei bleiben. Stattdessen experimentiert die Plattform mit alternativen Finanzierungsmodellen – ein Ansatz, der gerade datensensible Nutzer ansprechen dürfte.

Bluesky: Potenzial mit eigenen Spielregeln

Bluesky steckt zwar noch in den Kinderschuhen und hat im Vergleich zu X deutlich weniger Nutzerinnen und Nutzer – das Konzept zieht aber Aufmerksamkeit auf sich. Neben Bluesky gibt es mit Instagram Threads und Mastodon weitere Alternativen, die ebenfalls auf neue Formen des Microblogging setzen.

Tipp: Erfahre alles Wissenswerte – vom Setup eines Instagram Business Accounts, über die Tools zur Steigerung des Engagements, bis hin zur Gestaltung mitreißender Instagram Stories – in unserem großen Guide zu Instagram für Unternehmen

Seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk haben viele Nutzer, darunter auch prominente Stimmen sowie Unternehmen und Organisationen, die Plattform verlassen oder sich zumindest kritisch distanziert. Das schafft Raum für Alternativen wie Bluesky, die sich bewusst anderweitig positionieren und vor allem mit Dezentralität, Transparenz und Datenschutz punkten wollen.

Für das Social Media Marketing von Unternehmen kann Bluesky durchaus spannend sein, allerdings unter anderen Vorzeichen als auf X. Statt auf klassische Werbeformate zu setzen, geht es hier vor allem darum, als Experten aufzutreten, sich in Diskussionen einzubringen und echte Mehrwerte zu liefern. Wer bereit ist, sich auf diese neue Dynamik einzulassen, findet in Bluesky eine interessante Plattform mit viel Potenzial – auch wenn sich ihr voller Einfluss in den Social Media Statistiken erst noch zeigen muss.

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