In der vierten Ausgabe unserer Reihe „PR im Dialog“ gibt Christine Bossak, Vice President Group Internal & External Communications bei B. Braun, Einblick in eine Kommunikationsarbeit, die Haltung zeigt und gleichzeitig operativ exzellent umgesetzt wird.
Sie spricht über Kampagnen, die gesellschaftliche Debatten stützen, über die Herausforderungen fragmentierter Informationsräume und über die Verantwortung, die daraus entsteht.
1. Was war Ihr persönliches PR-Highlight im ersten Halbjahr 2025?
2. Gab es etwas, das Sie in Ihrer Rolle als Kommunikatorin im ersten Halbjahr überrascht oder zum Umdenken gebracht hat?
3. Welche Themen werden Ihrer Einschätzung nach die Kommunikationsarbeit in den nächsten Monaten prägen?
4. Angenommen, Ihr Team hätte ab morgen keinen Zugang mehr zur Meltwater-Plattform. Was würde Ihnen im Arbeitsalltag am meisten fehlen?
1. Was war Ihr persönliches PR-Highlight im ersten Halbjahr 2025?
Zwei Highlights sind mir besonders in Erinnerung geblieben: Eine Branchenkampagne und eine Initiative von B. Braun.
Die Branchenkampagne stammt vom BVMed, unserem deutschen Medizintechnikverband, und trägt den Titel #NurMitMedTech. Sie zeigt, welchen Beitrag die MedTech-Branche zur besseren Gesundheitsversorgung, Prozessoptimierung und zur Entlastung des medizinischen Personals leisten kann.
Ziel war es auch, gegenüber der neuen Bundesregierung ein klares Bekenntnis zum Medizintechnikstandort Deutschland einzufordern. Besonders spannend: Die Kampagne entstand ohne Agentureinsatz, war kosteneffizient und dennoch sehr wirkungsvoll.
Auch bei B. Braun haben wir uns mit einer groß angelegten Kommunikationsinitiative positioniert: „Mehr Zeit für die Patientenversorgung“.
Sie beleuchtet, wie unsere Produkte und Lösungen helfen können, den Herausforderungen im Gesundheitswesen zu begegnen – etwa Personalmangel, Zeitdruck oder steigende Kosten. Die Kampagne wurde in der Bilanzpressekonferenz aufgegriffen, flankiert durch begleitende Marketingmaßnahmen, Inhalte im Geschäftsbericht und Beiträge auf unserer Website.
Spannend war in diesem Zusammenhang auch der Kinofilm „Die Heldin“, der die enormen Belastungen des Pflegepersonals emotional greifbar macht. Genau an solchen gesellschaftlich relevanten Diskussionen knüpfen wir mit unserer Kommunikation an.
Ich finde: Wenn Unternehmenskommunikation Debatten wie diese stützt und begleitet, ist das PR im besten Sinne.
2. Gab es etwas, das Sie in Ihrer Rolle als Kommunikatorin im ersten Halbjahr überrascht oder zum Umdenken gebracht hat?
Es ist nicht an einem bestimmten Moment festzumachen, aber die geopolitischen Spannungen, technologischen Umbrüche und gesellschaftlichen Verschiebungen haben mir noch einmal deutlich gemacht, wie sehr unsere Kommunikationslandschaft heute von Fragmentierung und Polarisierung geprägt ist.
Social Media-Plattformen wie TikTok, Instagram oder X sind für viele zur Hauptinformationsquelle geworden, häufig ohne journalistische Standards. Das begünstigt die Verbreitung von Desinformation und untergräbt das Vertrauen in Medien und Unternehmenskommunikation.
Gleichzeitig sehe ich darin eine Chance: Unternehmen können sich als glaubwürdige, transparente Akteure positionieren, Haltung zeigen und konsistent über alle Kanäle hinweg kommunizieren. Diese Verantwortung nehmen wir ernst.
3. Welche Themen werden Ihrer Einschätzung nach die Kommunikationsarbeit in den nächsten Monaten prägen?
Ganz klar: Generative KI. Tools wie ChatGPT oder Copilot haben die Art und Weise, wie Inhalte erstellt, personalisiert und verbreitet werden, tiefgreifend verändert. Das birgt ein enormes Potenzial, aber auch Risiken.
Ich nutze KI heute bereits im Alltag, zum Beispiel für Routineaufgaben wie kurze Textentwürfe oder Absagen. Das spart Zeit und macht uns effizienter. Gleichzeitig sehen wir neue ethische Fragestellungen und die Gefahr, dass KI auch zur Verbreitung von Fake News beitragen kann.
Ich bin aber überzeugt: Menschliche Kommunikationskompetenz ist unersetzlich, wenn es z.B. darum geht, komplexe Kontexte zu verstehen, Stimmungen einzuordnen oder in Krisen mit Empathie zu handeln. Auch Kreativität, Intuition und überraschende Ideen bleiben in unserer Domäne relevant.
4. Angenommen, Ihr Team hätte ab morgen keinen Zugang mehr zur Meltwater-Plattform. Was würde Ihnen im Arbeitsalltag am meisten fehlen?
Diese Frage habe ich direkt mit meinem Team diskutiert und die Antwort war eindeutig: die umfangreichen Recherchemöglichkeiten.
Wir nutzen Meltwater intensiv, um große Themen wie die US-Zollpolitik oder branchenrelevante Entwicklungen zu monitoren. Schnell und gezielt recherchieren zu können, auch mit Blick auf den Wettbewerb, ist für uns essenziell.
Ein weiterer Punkt ist unser täglicher Pressespiegel, den wir über Meltwater kuratieren lassen. Früher haben wir das inhouse gemacht, mit großem Aufwand. Heute übernehmen das Profis, was uns Zeit spart und die Qualität erhöht. Ohne diese Unterstützung wäre unser Alltag deutlich aufwendiger.
Über Christine Bossak
Christine Bossak leitet das Team Group Internal & External Communication bei B. Braun SE, einem weltweit tätigen Medizintechnologieunternehmen. Innerhalb der Stabsabteilung Group Communications verantwortet sie die globale Führungskräfte- und Mitarbeiterkommunikation, Pressearbeit, Krisenkommunikation sowie die CEO- und Vorstandskommunikation. Vor ihrer Zeit bei B. Braun war Christine Bossak für international agierende, börsennotierte Unternehmen aus der Energiebranche und dem Handel unter anderem als Pressesprecherin tätig und hat dabei vielfältige Einblicke in unterschiedliche Kommunikationsanforderungen, Branchen und Kulturkreise gewonnen.