Suffering in Silence – die medial am wenigsten beachteten humanitären Krisen 2019

Suffering in Silence kleines Mädchen mit Locken pinkes T-Shirt
Suffering in Silence kleines Mädchen mit Locken pinkes T-Shirt

Wovon sind die Menschen in Madagaskar bedroht? Keine Ahnung? Das geht leider vielen Menschen ähnlich. Im Jahr 2019 gab es weltweit rund 40 humanitäre Krisen mit jeweils mehr als einer Million Betroffenen – von den meisten dieser Krisen haben wir in Deutschland gar nicht oder nur sehr selten gehört.

Schon zum 4. Mal klärt der „Suffering in Silence Report“ der Hilfsorganisation CARE über die humanitären Krisen auf, über die in den Medien am wenigsten berichtet worden ist. Anlässlich dieses Jubiläums haben wir mit CARE zusammengearbeitet, um der NGO zu helfen, eine datenbasierte Tendenz in der globalen Medienaufmerksamkeit von Krisen aufzeigen zu können.

Suffering in Silence – Welche 10 humanitären Krisen machten 2019 keine Schlagzeilen?

  1. Tschadsee-Region: Im zehnten Jahr der Krise
  2. Äthiopien: Ein Teufelskreis aus Hunger und Vertreibung
  3. Burkina Faso: Eine stille humanitäre Krise
  4. Kenia: Zwischen Fluten und Dürren
  5. Nordkorea: Hunger hinter verschlossenen Türen
  6. Eritrea: Flucht vor Dürre und Unterdrückung
  7. Burundi: Viele Ursachen für großes Leid
  8. Sambia: Kampf gegen den Klimawandel
  9. Zentralafrikanische Republik: Ein brutaler Konflikt im Herzen Afrikas
  10. Madagaskar: Hungernd und vergessen

Highlights aus dem Report

Hier haben wir einige der Highlights aus dem Suffering in Silence Report 2019 zusammengefasst:

Anzahl an Medienberichten über die 10 am wenigsten in den Medien behandelten humanitären Krisen 2019

Suffering in Silence 2019 Diagramm vergessene Krisen Anzahl an Erwähnungen
  1. Tschadsee-Region: 9.418 Treffer
  2. Äthiopien: 9.083 Treffer
  3. Burkina Faso: 8.219 Treffer
  4. Kenia: 7.816 Treffer
  5. Nordkorea: 7.300 Treffer
  6. Eritrea: 3.004 Treffer
  7. Burundi: 1.469 Treffer
  8. Sambia: 1.377 Treffer
  9. Zentralafrikanische Republik: 976 Treffer
  10. Madagaskar: 612 Treffer

Zum Vergleich:

  • 2019 erschienen insgesamt 1,9 Millionen Artikel über den Fußballverein FC Bayern München.
  • Über das Oktoberfest wurde 2019 weltweit in 166.000 Artikeln berichtet.
  • Im Veranstaltungsmonat Mai alleine wurden 95.000 Artikel zum Eurovision Song Contest 2019 veröffentlicht.
  • Dem FIVB Volleyball World Cup 2019 der Frauen wurden weltweit innerhalb von 5 Wochen 23.000 Online-Artikel gewidmet.

7 Empfehlungen, um vergessene Krisen ins Licht zu rücken

FÜR REGIERUNGEN UND POLITIK:

  • Berichterstattung ist auch Hilfe:
    Die Korrelation zwischen öffentlicher Wahrnehmung und Finanzierung macht deutlich, dass das Schaffen von Aufmerksamkeit auch eine Art von Hilfe ist. Entsprechend sollte bei der Finanzierung von humanitären Hilfsmaßnahmen – insbesondere in wenig bekannten Ländern – auch Budget für Öffentlichkeitsarbeit mit eingeplant werden.
  • Geld allein ist nicht genug:
    PolitikerInnen sind in der heutigen Zeit mehr denn je gefragt, die Öffentlichkeit zu informieren und einzubinden – auch unter Zuhilfenahme von digitalen Medien.

FÜR DIE MEDIEN:

  • Themen setzen:
    Der alleinige Fokus auf die Zahl von Betroffenen oder Todesopfern verschleiert tieferliegende Ursachen und übersieht Menschen, die dringend Hilfe benötigen. Medienaufmerksamkeit für vergessene Krisen hilft, die Wahrnehmung weg von Zahlen in Richtung Wirkung, und von Resultaten hin zu Ursachen zu verändern.
  • Geschichten der Hoffnung:
    Schluss mit purem Pessimismus: Lieber Gemeinsamkeiten hervorheben, um die Trennlinien, die auf unseren Bildschirmen noch größer erscheinen, mit Geschichten von Begegnungen zwischen Menschen und respektvollem Umgang aufzubrechen.

FÜR HILFSORGANISATIONEN:

  • Fokus auf Menschen und Lösungsansätze:
    Humanitäre Organisationen haben die Pflicht, die Rolle von lokalen und nationalen AkteurInnen zu fördern und ihre Arbeit anzuerkennen. Sie als AnsprechpartnerInnen mit einzubeziehen, sofern die Sicherheitslage dies erlaubt, ist entscheidend.

FÜR DIE ÖFFENTLICHKEIT:

  • Mit der eigenen Meinung nicht hinterm Berg halten:
    Jede Stimme zählt und macht einen Unterschied, auch wenn in Zeitungen, im Fernsehen und auf Handy-Bildschirmen oft nur negative Schlagzeilen zu lesen sind. Jeder einzelne Unterstützer und jede einzelne Unterstützerin machen einen Unterschied – Stichwort: „Fridays for Future“.

FÜR DEN PRIVATSEKTOR:

  • Verantwortungsvoll helfen:
    Unternehmensverantwortung sollte nicht nur ein PR- oder Image-Projekt sein, sondern eine Pflicht gegenüber jenen Menschen, die von Konflikten und Naturkatastrophen betroffen sind. Investitionen im humanitären Umfeld müssen gut überlegt sein, sollten sich an der Dreifachbilanz Mensch, Planet, Profit orientieren und der lokalen Bevölkerung langfristig von Nutzen sein.

Die gesamte CARE Case Study findet ihr hier.